Erhebung 2016 – Hinter den Kulissen

BriefmarkeDie Erhebung der Winterverluste ist in vollem Gange, daher möchte ich gerne ein paar Einblicke in den Ablauf und einige Details der Untersuchung und den vielfältigen Interaktionen die sich aus dem Kontakt mit einer so großen Zahl an Imkerinnen und Imkern ergeben bieten.

Seit Ende Februar ist unsere diesjährige Untersuchung geöffnet, zum neunten Mal führen wir diese am Institut für Zoologie der Uni Graz durch. Die Vorbereitungen starten meist schon Monate vorher, der offizielle Startschuss ist seit einigen Jahren jeweils die Erwerbsimkertagung in Graz. Anfang März haben wir dann an circa 60 Imkerinnen und Imker Kuverts mit insgesamt fast 2000 Fragebögen zum Weiterverteilen versendet, von denen ein Bruchteil nach und nach ausgefüllt derzeit wieder bei uns eintreffen. Per Post versenden wir die Fragebögen an Imkerinnen und Imker, die uns immer wieder größere Mengen zusenden. Sie können sich gerne ebenfalls in diese Liste eintragen oder den Papierfragebogen selbst ausdrucken. Die erste große Welle an Online-Antworten erreichte uns nachdem am 21. März 2016 ungefähr 1400 Imkerinnen und Imker per Emailaussendung eingeladen wurden – binnen zwei Tagen haben etwa 400 Imkerinnen und Imker uns ihren Überwinterungserfolg mitgeteilt. Diese Email-Adressen haben wir aus den TeilnehmerInnenlisten der letzten Jahre gesammelt und Sie können sich dazu ebenfalls gerne eintragen.

ZugriffeBienenstand2016

Anstieg (und Rückgang) der Zugriffe auf www.Bienenstand.at im März 2016 nach Email-Aussendung zur Teilnahme an der Untersuchung der Winterverluste am 21.3.2016

Am vermeintlich einfachsten zu bearbeiten sind natürlich elektronisch eintreffende Antworten, wir verwenden dazu die Open Source Software Limesurvey. Glauben Sie aber nicht, dass jeder online eintreffende Datensatz 1:1 für unsere Auswertung zu übernehmen ist! Aus Neugier überprüfe ich mehrmals am Tag den Fortschritt in der Zahl der Antworten, alle paar Tage veröffentliche ich diese Zahl. Die Antworten werden aus Limesurvey in ein Tabellenkalkulationsprogramm übertragen, wo erste Kontrollberechnungen aus Gründen der Qualitätssicherung automatisch durchgeführt werden. So werden Fehler erkannt, etwa wenn jemand mehr Völker verloren als eingewintert hat, und wir versuchen diese Personen telefonisch oder per Email zu erreichen. Meist handelt es sich um Tippfehler, seltener um Missverständnisse. Bisher haben in diesem Jahr mehr als 70% der online TeilnehmerInnen einen Kontakt hinterlassen, was diese Arbeit immens erleichtert. Sollte keine Nachfrage möglich sein, wird der Datensatz entfernt, das betrifft weniger als 1% aller Datensätze. Auch unwahrscheinliche Ergebnisse werden stichprobenartig überprüft.

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Etwa ein Viertel der Antworten erreicht uns auf Papier. Meist von ganzen Vereinen oder Veranstaltungen wie Weiterbildungen. Auch Fotos werden uns zugesandt!

Bei der Eingabe der per Post zugesandten Fragebögen haben meine Kollegin und ich Unterstützung durch eine Biologie-Studentin, die im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit am Institut für Zoologie uns bei der Dateneingabe und -auswertung unterstützt. Dazu wird aus jeder Rückmeldung ein einzeiliger Datensatz mit mehr als 300 Spalten erstellt. Dabei stellen natürlich unvollständig oder unleserlich ausgefüllte Fragebögen die größte Herausforderung dar, daher wird auch hier manchmal zum Telefon gegriffen. Im Jahr 2015 hat ein Teilnehmer sich bei einer Ziffer seiner Telefonnummer vertippt, und so habe ich unwissenderweise bei einer falschen Nummer angerufen. Wie es der Zufall so wollte (wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür?), hat unter dieser Nummer ebenfalls ein Imker abgehoben, der allerdings sehr verwundert über meinen Anruf war.

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Im Tabellenkalkulationsprogramm werden die Datensätze zusammengeführt und zum Beispiel die Varroabekämpfung (Methode und Monat) in Zahlen in Spalten übersetzt. Jeder Datensatz steht in einer Zeile die mehr als 300 Spalten Information enthält.

Damit wir die Winterverluste korrekt einem Bundesland und Bezirk zuordnen können, müssen wir bei den handschriftlichen Antworten oft den Postleitzahlenfinder befragen. Welcher Ostösterreicher weiss schon auswendig, dass Batschuns, ein Ortsteil von Zwischenwasser, im Bezirk Feldkirch in Vorarlberg liegt? Außerdem müssen die vielen Sankt Johanns, Michaels und Stefans des Landes ebenfalls überprüft, korrekt zugeordnet und in eine maschinell lesbare Sprache verwandelt werden um letztendlich als Punkt auf der Österreichkarte der teilnehmenden Imkereien zu landen (Beispiel aus dem Vorjahr). Großimkereien mit vielen Bienenständen werden dabei keinem Bezirk, aber dem Bundesland aus dem der Betrieb ist, zugeordnet.

Wir müssen auch bedenken, dass es eventuell zu Doppelnennungen kommen kann. Davon können wir jedes Jahr einige identifizieren, etwa wenn die Teilnehmerinnen oder Teilnehmer vergessen dass sie uns Ihre Ergebnisse schon geschickt haben. In einem konkreten Fall hat die Ehefrau online teilgenommen, während der Ehemann uns den Fragebogen per Post schickte. Daher werden zu guter letzt alle Datensätze einer Analyse unterzogen, in der mögliche Dubletten ausgeforscht und entfernt werden.

Gerade bei der online Teilnahme werden gerne Kommentare im dafür vorgesehenen Feld hinterlassen. Diese reichen von Erklärungen der eigenen Betriebsweise („Ameisensäure nach der 10 Tage Regel angewendet“, „Bei den Ablegern im Herbst gehen mir viele Flugbienen durch Schwalben verloren“), über Bienenpolitische Forderungen („Muss chemische Behandlung noch sein, Chemie und Gifte in der Umwelt, da sollten wir andere Wege finden können“, „Begrünung im Spätherbst abschaffen!“) bis hin zu Dank („Das ist ein tolles Projekt, auf dessen Ergebnisse ich mich schon sehr freue“, „Gute Idee diese Umfrage. Habe sie allen Mitgliedern im Verein weitergeleitet“). Auch werden manchmal gute Anregungen zur weiteren Verbesserung der Untersuchung hinterlassen, woraus sich auch lange Kommunikationen ergeben („Vielleicht wäre ein Feld mit besonderen Maßnahmen angebracht und auch die Behandlungsmethode Totale Brutentnahme„). Herzlichen Dank allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die netten Kommentare und Konversationen, aber die Bitte auch um Verständnis, dass nicht jeder Kommentar ausführlich behandelt werden kann.

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