In Kürze beginnt die achte jährliche Untersuchung von Winterverlusten von Bienenvölkern in Österreich. Was wir in diesem Jahr geplant haben, was es Neues geben wird, lesen Sie vorab hier, noch ehe die Untersuchung Ende Februar beginnt! Ausserdem: ein kurzer Bericht vom COLOSS Workshop der internationalen Koordinatoren.
Die systematische Untersuchung von Völkerverlusten der Honigbiene ist ein relativ junger Forschungsgegenstand, der von sowohl von Wissenschaftern die angewandt arbeiten als auch von solchen mit theoretischem Hintergrund betrieben wird. Darunter befinden sich Biologen an Universitäten, Statistiker sowie Wissenschafter im Dienste nationaler Imkerverbände. Zusammengeführt wurde diese Initiative von Coloss die seither auch die Untersuchungen koordiniert. Ziel ist eine genaue, rasche, und international vergleichbare Erhebung von Völkerverlusten. Dies sollte des Weiteren relativ kostengünstig geschehen, wobei sich die finanzielle Unterstützung in den teilnehmenden Ländern unterscheidet. Meist wird diese Untersuchung im Rahmen einer bestehenden Anstellung, also ohne Fördergelder durchgeführt. In Österreich wird diese Anstellung von 2014 bis 2017 zum Teil im Rahmen des Projekts Zukunft Biene finanziert. Ende Jänner trafen sich die Koordinatoren der verschiedenen Länder zu einem Workshop in Kopenhagen. Es handelte sich dabei um die Nachfolgeveranstaltung des vorjährigen Workshops in Graz.
Bei dieser Veranstaltung wurde versucht, trotz kleinerer Modifikationen die internationale Vergleichbarkeit der Ergebnisse beizubehalten, und dabei die Fragen doch sehr einfach und damit robust zu gestalten. So werden zum Beispiel keine Berechnungen von den TeilnehmerInnen selbst verlangt, diese werden nachträglich anhand ihrer Angaben durchgeführt. Obwohl technisch durchführbar, sammeln wir nicht alle möglichen Informationen über die Betriebsweise, dazu unterscheiden sich die Varianten innerhalb Europas und auch weltweit zu sehr. Eine Neuerung betrifft die exakte Benennung der Verluste. Haben wir in den letzten Jahren nach “Verlusten (inklusive Königinnenprobleme)” gefragt, fragen wir das 2015 separat ab. Die Vergleichbarkeit der Verluste mit den letzten Jahren bleibt jedoch gegeben, durch Aufsummieren der beiden Zahlen. Durch die separate Abfrage hat sich auch eine leichte Modifikation der nennbaren Schadbilder (Volk leer, tote Bienen im Volk, etc.) ergeben, wo wir weiterhin auf objektive Schadbildunterscheidung statt spekulativer Zuordnung (“Varroa”, “Spritzmittel”) setzen. Auf mehrfachen Wunsch unserer Teilnehmer führen wir eine Kategorie „Elementarschaden“ ein, um Sturmschäden, Vandalismus etc. von der „echten“ Sterblichkeit abgrenzen zu können.
Eine weitere Neuerung zeichnet sich ebenfalls ab: Nachdem wir uns in den letzten Jahren auf Winterverluste konzentriert haben, und deren Bedeutung auch in der öffentlichen Wahrnehmung etabliert haben, möchten wir uns der dringend notwendigen Erfassung von Verlusten auch außerhalb des Winters annehmen, den sogenannten Saisonverlusten. Damit einhergehend ergibt sich die Möglichkeit der Berechnung einer Jahresverlustrate, die die weltweite Vergleichbarkeit der Verluste erhöhen soll. Denken wir zum Beispiel an Imkereien in südlichen Gefilden, etwa Israel. Dort gehen Bienenvölker im Sommer in Brutpause und Imkereien beklagen hohe Verluste in der warmen und trockenen Jahreszeit. Auch in nord- und mitteleuropäischen Ländern sind Saisonverluste von großem Interesse, und wir versuchen diese ebenfalls ab sofort mit zu erfassen. Wir möchten aber bei nur einem Kontakt im Jahr bleiben und werden daher die TeilnehmerInnen unserer Online-Umfrage 2015 bitten, an einer Pilotstudie zu diesem Thema teilzunehmen. Damit können wir bis zum nächsten Jahr die Qualität und Robustheit des neuen Fragensets überprüfen und gegebenenfalls anpassen.
Die Herausforderung bei der Untersuchung der Saisonverluste liegt in der Feststellung der Population unter Risiko, also der Gesamtzahl der im Sommer gehaltenen Völker. Für den Winter geht uns das in Österreich relativ leicht von der Hand. Zum Beispiel werden 100 Völker eingewintert, diese stellen die Population unter Risiko dar, und wenn 10 davon den Winter nicht überleben, bedeutet das einen Verlust von 10%, da sehr wahrscheinlich keine Ablegerbildung oder Ähnliches im Winter erfolgt. Genau diese Ablegerbildung oder Völkervermehrung im Sommer bereitet aber Schwierigkeiten in der genauen Ermittlung der Population unter Risiko. Die in unserem Beispiel ausgewinterten 90 Völker können im Laufe des Sommers geteilt und dann teilweise wiedervereint werden. Erschwerend für die Ermittlung sind ebenso zugekaufte oder abgegebene Völker. Die Population unter Risiko kann, um bei unserem Beispiel zu bleiben, also 90 (wenn keine Völkervermehrung betrieben wird) oder gar 120 betragen, wenn im Lauf der Saison 30 Völker neu gebildet werden. 5 verlorene Völker im Sommer schlagen sich demzufolge als 4,2% (bei Annahme 120 Völker) oder 5,5% (bei 90 Völkern als Basis) zu Buche. Eine Haarspalterei? Mag sein, aber wir wollen so genau wie möglich, und wissenschaftlich nicht angreifbar sein!
Sie wissen bereits jetzt von Verlusten? Bitte notieren Sie sich diese und besuchen Sie diese Internetseite ab März wieder, oder tragen Sie sich unter Kontakt ein, um ein Erinnerungs-Mail zu erhalten – die Überwinterung der Bienen ist noch nicht zu Ende und zu früh getätigte Aussagen könnten sich bis zur Auswinterung noch ändern.
Sie möchten Fragebögen per Post zugesandt bekommen? Bitte ebenfalls kurzen Kommentar und Adresse unter Kontakt hinterlassen.
Wir freuen uns auf Ihre rege Teilnahme!