Kennen Sie Drohnensammelplätze?

IMG_9068Die Paarungsbiologie der Honigbiene ist ein geheimnisvolles Naturschauspiel. Meist unbemerkt finden sich nur wenige Meter über unseren Köpfen Drohnen und unbegattete Königinnen zur Paarung ein. Wer einmal das Glück hatte eine Paarung der Honigbiene zu beobachten, wird das so schnell nicht vergessen, doch wo sind diese Plätze der Bienenhochzeit, die Drohnensammelplätze, und was charakterisiert sie?

Menschen lernen sich an den unmöglichsten Orten kennen. Das kann in der Disco, am Bahnhof oder in der Schule sein. Die Paarung von Honigbienen findet in der Luft, auf sogenannten Drohnensammelplätzen (englisch: Drone congregation area, DCA) statt. Geschlechtsreife männliche Bienen vieler Bienenvölker der Umgebung fliegen bei geeignetem Wetter und zu bestimmten Tageszeiten zu diesen Drohnensammelplätzen. Niemand weiß genau, warum sie diese Plätze auswählen, aber Drohnen sollen über Jahre hinweg immer wieder dieselben Orte aufsuchen. Da Drohnen nur wenige Wochen leben, handelt es sich allerdings nicht um die Drohnen des Vorjahres, sondern stets um eine neue Generation, die diese Plätze findet. Auch unbegattete Königinnen suchen sobald sie geschlechtsreif sind diese Plätze auf, wo sie von einer Überzahl potentieller Partner erwartet werden. Einmal an einem Drohnensammelplatz angekommen, werden die dort anwesenden Drohnen durch die Pheromone der Königin auf diese aufmerksam, und zwischen 10 und 20 Drohnen paaren sich nacheinander mit der Königin im Flug. Wie aber finden Königinnen und Drohnen Jahr um Jahr diese Plätze, und was zeichnet diese Plätze aus?

Es gibt verschiedene Theorien über die Orte an denen sich Drohnensammelplätze finden. In den letzten Jahrzenten wurden auch unterschiedliche Methoden genutzt um diese zu finden. Zum Beispiel kann man eine gekäfigte Bienenkönigin, oder ein künstliches Königinnen-Pheromon, mittels Wetterballon oder Teleskopstange einige Meter über die Erde bringen. Sobald man sich einem Drohnensammelplatz nähert, werden diese „Köder“ von den Drohnen erschnüffelt. Auch mittels Radar wurden schon Ansammlungen von Drohnen entdeckt. Wenn kein störender Lärm das Summen der Drohnen in der Luft übertönt, können Drohnensammelplätze sogar zufällig von aufmerksamen Spaziergängern entdeckt werden.

In Österreich wurden Drohnensammelplätze bereits in den 1960er Jahren von den Brüdern Hans und Friedrich Ruttner studiert. Für das Auffinden von Drohnensammelplätzen wird ein Orientierungsmechanismus der Drohnen nach bestimmten optischen Marken angenommen. Die Drohnensammelplätze in Wildalpen (Steiermark) und Umgebung wurden später vom Forscher-Ehepaar Gudrun und Nikolaus Königer gemeinsam mit Hermann Pechhacker weiter erforscht und für wissenschaftliche Untersuchungen genutzt (siehe Publikation hier und hier). Eine weitere Studie von Hermann Pechhacker untermauert dabei die Rolle der Topographie der Umgebung bei der Wahl der Drohnensammelplätze. In einer Studie der Uni Graz wurden zwei Drohnensammelplätze in der Südsteiermark untersucht. Darüberhinaus gibt es keine wissenschaftlichen Aufzeichnungen über Drohnensammelplätze in Österreich, dabei könnten wir noch soviel über diese geheimnisvollen Orte und die Paarungsbiologie der Honigbiene lernen. Wenn Sie Drohnensammelplätze kennen, teilen sie mir diese bitte mit! Bei entsprechender Rückmeldung könnte eine Landkarte bekannter Drohnensammelplätze erstellt werden, um weitere Untersuchungen der Gemeinsamkeiten dieser geheimnisvollen Orte einzuleiten.

  • Einen mir genannten Drohnensammelplatz in einem Park in Graz St. Peter konnte ich am 26. Mai 2016 zwischen 15:00 und 16:00 bestätigen: Das Summen zahlreicher Drohnen war gut hörbar, einige Drohnen konnte ich auch in der Luft sehen.
  • 7.6.2016: Nach einer Woche mit Schlechtwetter (Nachmittägliche Gewitter und Regengüsse) war am Drohnensammelplatz wieder Schönwetter und Flugbetrieb. Mit Student Alexander und zwei Kollegen aus Dänemark den Platz besucht. Flugbetrieb gesichert zwischen 14:45 (vorher war niemand von uns dort) und 16:00 Sommerzeit (danach wurde Bewölkung stärker, oder war die Flugzeit zu Ende?). Mit ein paar Tropfen Königinnenextrakt getränkte Baseballkappe einige Meter in die Luft geworfen, wurde sofort von Drohnen umschwirrt. Auch das Sackerl in dem ich das Gefäß mit dem Königinnenextrakt aufbewahrt habe wurde am Boden liegend von 3-5 Drohnen entdeckt. Die Drohnen fliegen nicht sehr hoch, circa 5-10 mal haben wir kleine Schwärme von 20-30 Drohnen in etwa 5 m Höhe beobachten können, die auch immer wieder einmal zu Boden gegangen sind. An der Absturzstelle haben wir dann im Gras völlig intakte, also nicht verpaarte Drohnen, aber keine Königin, und keine Drohnen mit evertiertem Endophallus gefunden.
  • 20.6.2016: Mit Genehmigung der Abteilung für Grünraum und Gewässer der Stadt Graz (Vielen Dank an Frau Mag. Zelinka!) beginnen wir im Rahmen einer Bachelor-Arbeit mit der näheren Untersuchung des Drohnensammelplatzes. Zum einen legen wir sogenannte „Summ-Tagebücher“ an Parkbänken aus, damit Parkbesucher uns bei der Ermittlung der Drohnenflugzeiten helfen. Aus diesen und eigenen Beobachtungen möchten wir die bevorzugte Tageszeit und das Wetter an dem Drohnen fliegen ermitteln. Zum anderen beginnen wir unsere Experimente mit einer ferngesteuerten Drohne. An dieser können wir eine Königinnenattrappe befestigen, und unterschiedliche Pheromone anbringen. Im Moment vergleichen wir ein künstliches, im Handel erhältliches Königinnen-Pheromon, und einen durch Alkoholauszug hergestellten Königinnen-Extrakt. Im Bild sehen Sie die (ferngesteuerte) Drohne an derem unteren Ende sich der Köder befindet, der von den angelockten Drohnen umschwirrt wird. WhatsApp-Image-20160617 (8)

Rund um die Sommersonnenwende herrscht Hochbetrieb auf dem Drohnensammelplatz! Mit einem kommerziell erhältlichen künstlichen Königinnenpheromon haben wir sehr gut Drohnen anlocken können: Drohnen2016

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An der ferngesteuerten Drohne hängt an einem Faden künstliches Königinnenpheromon (in Form eines grünen Stäbchens) und darunter eine optische Königinnenattrappe (schwarz gefärbter Filter). Befinden sich Drohnen am Drohnensammelplatz werden sie binnen Sekunden durch diese Köder angelockt. Foto: Bernd Niederkofler

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Basislager der Studierenden der Uni Graz

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Da sich der Drohnensammelplatz in einem gutbesuchten Park befindet, aber nicht immer Studierende vor Ort sein können, haben wir „Summ-Tagebücher“ an den Parkbänken ausgelegt, damit Parkbesucher uns helfen können, den Drohnenflug zu protokollieren – Citizen Science!.

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Seite aus unserem „Summ-Tagebuch“. Parkbesucher helfen uns bei der Beobachtung wann Drohnen den Platz besuchen! Vielen Dank!

  • Auch 2017 werde ich wieder auf den Drohnensammelplätzen unterwegs sein und berichten. Die Ergebnisse der 2016er Beobachtungen an einem Drohnensammelplatz in Graz wurden auf der Österreichischen Citizen Science Konferenz als Poster vorgestellt.
  • In der Juni-Ausgabe 2017 von Bienenaktuell hat es unsere Drohne aufs Titelbild geschafft. Im Blatt wurde ein Artikel der aufruft Drohnensammelplätze zu melden veröffentlicht. Die Liste der bekannten Drohnensammelplätze wird also hoffentlich länger!

Liste der bisher gemeldeten Drohnensammelplätze: weitere sind gerne willkommen und helfen die von Drohnen angeflogenen Landmarken, und damit die Paarungsbiologie der Honigbiene besser zu verstehen:

  1. Graz, St. Peter (R.B, siehe oben)
  2. Gschwendt (Steiermark), Helmut K.
  3. Altheim (Oberösterreich), Ludwig P., per Email (12.6.2016)
  4. Pöllauer Tal (Steiermark), Thomas H. (23.6.2016)
  5. Mautern an der Donau (Niederösterreich), Johannes S., per Email (12.7.2016)
  6. Graz, Andritz (Steiermark), Jakob S., per Email (15.1.2017)
  7. Unterfahrenbach 1 (Steiermark), Martin K. (17.1.2017)
  8. Unterfahrenbach 2 (Steiermark), Martin K. (17.1.2017)
  9. Unterfahrenbach 3 (Steiermark), Martin K. (17.1.2017) – fraglich
  10. Lunz am See (Niederösterreich), Hermann S., per Email (24.1.2017)
  11. Oberwölz (Steiermark), Franz G. per Email (27.3.2017)
  12. Buchboden, im Großen Walsertal (Vorarlberg), Markus E. per Email (27.3.2017)
  13. Hörbranz (Vorarlberg), Thomas F. per Email (5.4.2017)
  14. in der Nähe von Kilb (Niederösterreich), Gerhard R., per Email (7.4.2017)
  15. in der Nähe von Sankt Laurenti (Steiermark), Andreas A. per Email (21.5.2017)
  16. Haslau 1 (Steiermark), Erich F. per Email (21.5.2017)
  17. Haslau 2 (Steiermark), Erich F. per Email (21.5.2017)
  18. Adlwang (Oberösterreich), Herbert F. per Email (24.5.2017)
  19. Pettenbach (Oberösterreich), Andreas B. per Email (8.6.2017)
  20. Oberbayrdorf, St.Margarethen im Lungau (Salzburg), Markus K. per Email (20.6.2017)
  21. Piesing (Geboltskirchen, Oberösterreich), Rupert U. per Brief (2.7.2017)
  22. Globasnitz (Kärnten), Franz R. per Email (21.3.2018)
  23. Gramartboden (Innsbruck, Tirol), Lydia S. per Email (12.4.2018)
  24. Maria Lankowitz (Steiermark), Manfred H. persönlich (10.5.2018)
  25. Linz (Oberösterreich), Manuela R., per Email (23.6.2019)
  26. Tigring (Kärnten), Elisabeth E. & Peter U., per Email (22.5.2020)
  27. Breitenfurt-Ost (Niederösterreich), Thomas S., per Email (21.6.2022)