Sowohl aus der letzten Publikation der Winterverlustdaten aus Österreich, als auch aus der soeben erschienen Analyse mehrer Länder geht hervor, dass junge Königinnen mit geringen Winterverlusten assoziert sind. Hier einige Gedanken wie dieses Resultat erklärt werden kann.
In einem früheren Beitrag haben wir schon versucht auf die Praxistipps die sich aus unseren Studien der Wintersterblichkeit von Bienenvölkern ergeben, einzugehen. In der 2019 durchgeführten Untersuchung haben wir uns auf den Effekt junger Königinnen auf die Wintersterblichkeit konzentriert. Wir haben dazu die Imkereien in den in Abbildung 1a ersichtlichen Ländern gefragt „Wie viele Ihrer eingewinterten Völker hatten eine im Jahr 2018 begattete („junge“) Königin?“. Königinnen können ja bekanntlich mehrere Jahre alt werden, dennoch haben laut der internationalen, von COLOSS durchgeführten Studie, etwa 55% der Völker in den beteiligten Ländern eine junge, also aus dem Jahr vor der Einwinterung stammende, Königin (Gray et al., 2020). Zum Vergleich: die detaillierte Auswertung von Oberreiter & Brodschneider (2020) zeigt für Österreich den Wert 52,3%. Beide Studien belegen also, dass etwa die Hälfte der Völker mit einer jungen Königin in den Winter gehen. Natürlich kennt nicht jede/r ImkerIn das Alter der Königinnen. Durch stille Umweiselung kann der Anteil junger Königinnen sogar noch höher liegen.
Die Untersuchungen, auch die in Österreich 2015/16 durchgeführte Beobachtungsstudie (siehe Abbildung 4D in Morawetz et al., 2019), zeigen auch konsistent, dass Imkereien mit einem hohen Anteil junger Königinnen signifikant geringere Winterverluste verzeichnen. Und das sowohl in der Verlustkategorie „Königinnenprobleme“ als auch in der Kategorie „leere Beuten oder verstorbene Völker“! Siehe dazu Balkendiagramme der internationalen Studie in Abbildung 1b unten und Abbildung 4c und d in Oberreiter & Brodschneider (2020) für Österreich. Es kann aus der Studie allerdings nicht abgeleitet werden, ob genau die Völker mit jungen Königinnen für die beobachtete geringere Verlustrate verantwortlich sind. Junge Königinnen sind, und das wird auch in anderen Studien vermutet, besser im Aufbau starker und gesunder Völker. Zugesetzte Königinnen kommen oft aus Zuchtprogrammen oder eigener Zucht, oder entstammen Ablegerbildungen (oft verbunden mit Varroa-Reduktion!). Beides sind also praxisrelevante Betriebsweisen, die aufgrund der zitierten Studien empfohlen werden können.
Zitierte Artikel (frei erhältlich):
- Gray, Adjlane, Arab, Ballis, Brusbardis, Charrière, Chlebo, Coffey, Cornelissen, da Costa, Dahle, Danihlík, Dražić , Evans, Fedoriak, Forsythe, Gajda, de Graaf, Gregorc, Ilieva, Johannesen, Kauko, Kristiansen, Martikkala, Martín-Hernández, Medina-Flores, Mutinelli, Patalano, Raudmets, San Martin, Soroker, Stevanovic, Uzunov, Vejsnaes, Williams, Zammit-Mangion & Robert Brodschneider (2020): Honey bee colony winter loss rates for 35 countries participating in the COLOSS survey for winter 2018–2019, and the effects of a new queen on the risk of colony winter loss. Journal of Apicultural Research. DOWNLOAD
- Oberreiter & Brodschneider (2020) Austrian COLOSS Survey of Honey Bee Colony Winter Losses 2018/19 and Analysis of Hive Management Practices. Diversity, 12, 99. DOWNLOAD
- Morawetz, Köglberger, Griesbacher, Derakhshifar, Crailsheim, Brodschneider, Moosbeckhofer (2019) Health status of honey bee colonies (Apis mellifera) and disease-related risk factors for colony losses in Austria. PLoSONE 14(7):e0219293. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0219293 DOWNLOAD