Die Honigbiene ist der Inbegriff der Natur. Zehntausende Arbeiterinnen bilden mit hunderten Drohnen und einer Königin den Super-Organismus Bienenvolk, der Menschen seit Jahrhunderten fasziniert. Durch den von ihr produzierten Honig, aber vor allem durch die getätigte Bestäubungsleistung ist die Honigbiene für die Ernährung des Menschen und die pflanzliche Biodiversität von unbezahlbarer Bedeutung. Doch die Honigbiene ist, wie viele andere Insekten, bedroht. In Europa können Bienenvölker, unter anderem aufgrund der eingeschleppten Varroa-Milbe und Habitatverlust, in freier Wildbahn nicht mehrere Saisonen überleben. Aus vielen Ländern, etwa den USA, werden seit einigen Jahren auch bei von Menschen gepflegten Bienenvölkern sehr hohe Überwinterungsverluste von 30% gemeldet, die manchmal durch das „mysteriöse Verschwinden“ von Arbeiterinnen charakterisiert werden. Diese spezielle Form der Völkerverluste wurde als „Colony collapse disorder, CCD“ bezeichnet und die Gründe dafür sind nicht vollständig bekannt, ein Zusammenspiel mehrerer EInzelfaktoren ist wahrscheinlich. Im Fokus stehen dabei Parasiten und Krankheiten, Pestizide, Nahrungsmangel und Witterung. Aber auch abseits der Überwinterung gibt es Probleme für die Honigbiene, etwa Akutschäden durch Pestizide oder bakterielle Krankheiten während der aktiven Phase des Bienenvolks.
Seit 2008 führt das Institut für Biologie (früher: Zoologie) der Universität Graz die erste und einzige Erhebung der Winterverluste von Bienenvölkern in Österreich durch. Dazu bedienen wir uns der von COLOSS standardisierten Methode die in vielen anderen Ländern zur Anwendung kommt. COLOSS ist eine internationale Vereinigung von Wissenschaftern zum Schutz der Honigbiene. Durch die Einbeziehung der Daten vieler Imkerinnen und Imker (Bürgerbeteiligung oder „Crowdsourcing“) ist diese Untersuchung die bislang größte ihrer Art, sowohl in Österreich als auch weltweit (mitmachen!). Alleine in Österreich haben wir so in den letzten Jahren von Imkereien insgesamt 15.456 Datensätze betreffend 338.422 Bienenvölker erhalten. Aus den so gewonnenen Daten entwickeln wir eine öffentlich zugängliche Datenbank zur Risikoanalyse unter Berücksichtigung betriebsinterner Faktoren (Betriebsweise, Behandlung gegen die Varroa-Milbe) sowie zum Studium ökologischer Faktoren (Landnutzungsdaten, z.B. Monokulturen, Trachtangebot, Wetter).
Der langfristige Mittelwert der Wintersterblichkeit von Bienenvölkern liegt bei etwa 15%. Der Winter 2014/15 brachte mit 28,4% (27,0-29,9) die bisher höchsten Verluste, der Winter 2015/16 mit 8,1% (7,4-8,8) die niedrigsten je erhobenen Verluste.
Details zu einzelnen Untersuchungsjahren:
Winterverluste 2010/11
Winterverluste 2011/12
Winterverluste 2012/13
Winterverluste 2013/14
Winterverluste 2014/15
Winterverluste 2015/16
Winterverluste 2016/17
Eigene Auswertung (Bezirke, Risikofaktoren):
In unserer Datenbank können Sie die Ergebnisse von 174002 Bienenvölkern die von 8326 Imkereien in den Jahren 2011 bis 2016 eingewintert wurden selbst nachvollziehen.
Online-Karte der Winterverluste mehrerer Länder und mehrerer Jahre.
Internationaler Vergleich:
2012/13, 2013/14, 2014/15, 2015/16
Überlegungen zur Repräsentativität:
Über die Genauigkeit der Untersuchung der Winterverluste
Winterverluste 2012/13: Repräsentativität
Online-Kalkulator
Vergleich mit der Beobachtungsstudie 2015/16 im Rahmen von Zukunft Biene
Wissenschaftliche Publikationen:
Eine Auswahl von Kongressbeiträgen und Veröffentlichungen mit Österreichbezug finden Sie in der Rubrik Publikationen.
Weitere Informationen:
Sie finden einige interessante Seiten in der Rubrik Online Ressourcen.
Honigbienenpopulation in Österreich:
Für um die Existenz der Honigbiene besorgte Nicht-Imker sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Österreichischen Imkereien im Winter erlittene Verluste von Bienenvölkern im Sommer durch Nachschaffung kompensieren können. Die Zahl der betreuten Bienenvölker ist von vielen Faktoren, wie eben auch der Nachschaffung durch Imkereien abhängig. Auf der Seite der Biene Österreich gibt es Statistiken zur Entwicklung der Gesamtzahl von Bienenvölkern und Mitgliedern des Imkerbundes.