Aus einer Österreich-Slowakei Kooperation (Ernst-Mach Stipendien) mit Kollegen von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften (Link zum Honiglabor) ist ein Artikel hervorgegangen, bei der im Jahr 2020 in der Steiermark genommene Honigproben und eingelagertes Futter untersucht wurden.
Das Ziel dieser Studie war es, den steirischen Honig sowie das von Bienen nach der Honigernte aus Zuckerlösung (Saccharose oder Invertzuckersirup) eingelagerte Winterfutter auf seine antibakteriellen Eigenschaften hin zu untersuchen. Dazu haben wir Honigproben aus 25 Völkern (siehe Karte links) entnommen. Aus 10 Völkern konnte auch eingelagertes Winterfutter (5 mal Saccharoselösung, 5 mal Invertzuckersirup) entnommen werden. Dieses wurde wie Honig untersucht.
Die antimikrobielle Aktivität wurde als Hemmtest auf Platten ermittelt, auf denen zwei unterschiedliche Humanpathogene wachsen, und zwar die Standardorganismen Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa. Antimikrobiell aktiver Honig hemmt das Wachstum dieser Organismen in bereits geringen Konzentrationen. Die Konzentrationen, die zur Hemmung führen (und hier gilt je geringer die Konzentration, desto potenter ist der Honig, Werte unter 5 bezeichnen die höchste antimikrobielle Aktivität) ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Die Proben 1-25 sind die unterschiedlichen steirischen Honige, „M“ ist ein Neuseeländischer Manuka Honig aus dem Geschäft. Wir sehen also, dass die steirischen Honige dem Manuka Honig um nichts nachstehen, wenn auch der Mechanismus der antibakteriellen Aktivität ein ganz anderer ist!
Das eingelagerte Winterfutter (in der folgenden Abbildung als B-PS, bee-processed syrups, bezeichnet) zeigt eine geringere antimikrobielle Aktivität als Honig. Dennoch ist eine geringe Aktivität vorhanden, die zum Großteil wohl aus von Bienen zugesetzten Substanzen (Enzymen) stammt. Tatsächlich konnten keine Unterschiede im Gehalt des Enzyms Glukose-Oxidase (GOX) zwischen Honig und Winterfutter festgestellt werden. Die Bienen verarbeiten die zugefütterten Futter also wie Honig… (und haben in dieser Feldstudie durch Eintrag natürlicher Trachtquellen diese sicherlich auch mit Nektar vermischt).
Gibt es Unterschiede im eingelagerten Winterfutter zwischen Saccharose-Zuckerlösung und Invertzuckersirup? Ja, und zwar im Gehalt der Glukose-Oxidase (GOX). Hier zeigen sich im Vergleich höhere Werte bei Saccharose-Lösungen (Teilabbildung C unten). Unsere Vermutung ist, dass Bienen das Di-Saccharid Saccharose („Rohrzucker“) sensorisch erkennen, und vermehrt Enzyme verwenden, um dieses Aufzuspalten, und dabei auch vermehrt GOX beimengen. Eine solche vermehrte Sezernierung wurde für das Saccharose-spaltende Enzym Invertase von Birgit Lichtenberg-Kraag (2014) bereits nachgewiesen. Beim bereits als Mono-Saccharide vorliegenden Invertzuckersirup ist weniger „Enzymgabe“ seitens der Biene notwendig. Der in der aktuellen Studie vorliegende Nachweis des höheren Glukose-Oxidase Gehalts bei Saccharoselösungen unterstreicht daher die oft gehörte Annahme, dass Invertzuckersirupe für die Bienen weniger Aufwand in der Verarbeitung darstellen. Eine letztendlich gültige Bewertung des „besten Winterfutters für Honigbienen“, muss freilich auch noch weitere Kriterien in Betracht ziehen.
Zur vollständigen Arbeit (frei erhältlich):
Bugarova, V.; Godocikova, J.; Bucekova, M.; Brodschneider, R.; Majtan, J. (2021) Effects of the Carbohydrate Sources Nectar, Sucrose and Invert Sugar on Antibacterial Activity of Honey and Bee-Processed Syrups. Antibiotics 10, 985. https://doi.org/10.3390/antibiotics10080985