Der Kleine Beutenkäfer – Gekommen um zu bleiben?

SHB2.5xMontageWie aus anderen Quellen schon bekannt, wurde der Kleine Beutenkäfer im September 2014 in Kalabrien (Italien) gefunden. Eine Pressemitteilung von Experten des Bienenschutznetzwerks COLOSS informiert darüber und wagt eine Prognose über die künftige Bedeutung für die Imkerei. Plus: Was Sie über den Käfer wissen sollten sowie Links zu informativen Dateien.

Jetzt ist es also passiert. Europäische Wissenschafter beforschen ihn seit Jahren intensiv und warnen vor ihm, obwohl er in Europa gar nicht vorkommt. Oder genauer gesagt bis vor kurzem nicht vorkam. Der aus Afrika südlich der Sahara stammende Kleine Beutenkäfer setzt seine Ausbreitung, durch den Menschen und den Handel mit Bienenvölkern begünstigt, fort. Seit den 1990er Jahren wütet er in den USA; kurz später fand man ihn auch in Kanada und Australien. Eine erste Einschleppung 2004 nach Europa (in einem Königinnenversandkäfig) konnte frühzeitig erkannt und abgewendet werden. Seit September 2014 lässt es sich aber nicht mehr bestreiten: Der Kleine Beutenkäfer wurde in mehreren Bienenvölkern und Ablegern rund um Gioia Tauro (Italien) gefunden, berichtet Franco Mutinelli von der in Italien zuständigen Behörde und COLOSS Mitgled. Die genaue Quelle der Einschleppung des Käfers nach Kalabrien ist zur Zeit noch unbekannt. Hier der Originaltext der Aussendung in Englischer Sprache. Auch Peter Neumann, Experte in Sachen Kleiner Beutenkäfer und Präsident von COLOSS, ist besorgt: „Es scheint möglich, dass sich der Käfer in Europa ausbreitet. Die Auswirkung auf die Imkerei mit Honigbienen und auf wilde Bienen (Hummeln) lässt sich noch nicht genau abschätzen“. Die Experten meinen also, wenn die Versuche die Ausbreitung des Käfers zu stoppen nicht greifen, wird die Imkerei in Europa lernen müssen mit dem Käfer zu leben. Hoffen wir trotzdem das beste, und wünschen den Behörden und Imkereien in Italien viel Glück.

Beutenkäfer

Um wen handelt es sich also bei diesem Kleinen Beutenkäfer?

Name: Kleiner Beutenkäfer (auch: Kl. Bienenstockkäfer), Englisch: Small Hive Beetle, wissenschaftlich: Aethina tumida. Der Käfer gehört zur Familie der Glanzkäfer (Nitidulidae), einer Familie, aus der wir zum Beispiel auch den Raps-Glanzkäfer (Wikipedia) kennen. Den Großen Beutenkäfer (Oplostomus fuligineus) können wir ignorieren – er ist mit dem Kleinen Beutenkäfer weder verwandt, kommt nur in Afrika vor, und stellt keine grosse Bedrohung für Bienenvölker dar (der Große Beutenkäfer kann die Pollenvorträte auffressen und die Brut schädigen, reproduziert sich aber nicht im Volk). Allerdings Achtung vor Verwechslungen des Kleinen Beutenkäfers mit einem heimischen Käfer, ebenfalls aus der Familie der Glanzkäfer, der manchmal in Bienenvölkern anzutreffen ist, und dem Kleinen Beutenkäfer sehr ähnlich sieht: Cychramus luteus (Abbildung in Wikipedia). Einen Vergleich der beiden Käfer finden Sie hier. Der Kleine Beutenkäfer legt seine Eier im Bienenvolk ab, und die Larven fressen sich durch Wachs und Honigvorrat, und können damit das Bienenvolk zerstören. Die Farbe des adulten Käfers kann je nach Alter zwischen rotbraun und schwarz sein. Der Käfer kann – im Gegensatz zur Varroamilbe – ausserhalb des Bienenvolks überleben und sich durch Flug selbständig ausbreiten.  

Diagnose: Es gibt eine schnelle, billige und einfache Methode um den Befall von Bienenvölkern mit dem ausgewachsenen Käfer festzustellen: Mit den sogenannten „Schäfer-Diagnose Streifen„, also im Prinzip einer Kunststoff-Doppelstegplatte aus dem Baumarkt, die zwei Tage im Bienenvolk ausgelegt wird, kann ein Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer recht verlässlich nachgewiesen werden. Ausgenutzt wird dabei, dass sich der Käfer gerne in engen Hohlräumen vor den Bienen versteckt, und vor Licht flieht. Eine kurze Anleitung zu dieser Diagnosemethode finden sie hier. Hier finden Sie Hinweise wie Sie zugekaufte Königinnenkäfige untersuchen können (beides in Englischer Sprache). Die Eier des kleinen Beutenkäfers sind etwas kleiner als die von Bienen, oft in kleinen Gruppen angeordnet, und in Spalten und Ritzen der Beute zu finden. Die Larven könnten mit jenen der Wachsmotte verwechselt werden. Allerdings besitzt die Larve des kleinen Beutenkäfers niemals die für die Wachsmotten typischen „Bauchbeine“. Die Larve des Kleinen Beutenkäfers besitzt also höchstens 3 Beinpaare in Kopfnähe, und eine charakteristische Borstenreihe am Rücken. Gemäß österreichischem Bienenseuchengesetz ist sowohl der Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer als auch der Verdacht seines Vorkommens beim Amtstierarzt meldepflichtig (Bienenseuchengesetz, § 3. (1) 1. und 2.).

Externe Dokumente mit Informationen zum Kleinen Beutenkäfer:

Imkereien in den USA und Australien haben seit mehr als 15 Jahren Erfahrung im Umgang mit dem Käfer, und Jamie Ellis, COLOSS Mitglied und Experte für den Kleinen Beutenkäfer, hat einige Artikel für Imkerinnen und Imker sowie wissenschaftliche Artikel (alle in Englischer Sprache) zusammengestellt.

1. Bekämpfung des Kleinen Beutenkäfers:

2. Wissenschaftliche Übersichtsartikel (Reviews):

Zur Überschrift: Gekommen um zu bleiben von Wir sind Helden.