Für C.S.I. Pollen haben zahlreiche Freiwillige, ein Jahr lang, den eingetragenen Pollen Ihrer Bienenvölker gesammelt und nach Farben analysiert. Mit dem Hintergrund einer möglichen einseitigen Pollennahrung für Bienen wurden ausserdem hunderte Pollenproben lichtmikroskopisch analysiert. So lernen wir die Speisekarte unserer Bienen im Jahr 2014 kennen. Werfen Sie einen Blick auf die Herkunft des von 3 Völkern, mitten in der Stadt Graz, gesammelten Pollen!
Mehr als 30 Teilnehmer unserer Untersuchung erhalten in den nächsten Wochen eine Datei mit den Ergebnissen der Pollenanalysen ihrer eingesandten Proben. Für die Pollenanalyse wurde von der AGES GmbH Abt. Bienenkunde und Bienenschutz, Außenstelle Lunz am See, je Probe eine Suspension angefertigt, und daraus die botanische Herkunft von 500 Pollenkörnern, so genau wie möglich, bestimmt. Hier möchten wir die Ergebnisse vom Standort Uni Graz vorstellen, Sie können sich den Beispieldatensatz herunterladen. In der Datei befindet sich eine Liste der wissenschaftlichen Artnamen, den deutschen Trivialnamen sowie Links zu den Pflanzen auf Wikipedia.
In der untenstehenden Tabelle sehen Sie den Menüplan der Grazer Bienen im Jahr 2014. In den Spalten sind in blau die Termine der Probennahmen und in den Zeilen die gefundenen Arten (rote Zeilennummern, #) aufgelistet. Die in unterschiedlichen Grüntönen unterlegten Zahlen sind die Mittelwerte der Pollenanteile (%) der drei beprobten Völker. Insgesamt haben unsere Bienen den Pollen von 95 verschiedenen Pflanzen oder Pflanzenfamilien gefunden, 52 davon sind in der Tabelle dargestellt. Die sehr seltenen haben wir aus Gründen der Übersicht entfernt. Wir sprechen deshalb von Pflanzenfamilien, da die Zuordnung einer Pollenform zu einer bestimmten Art nicht immer eindeutig möglich ist.
Genauigkeit der Pollenanalyse: In den meisten Fällen konnte die Herkunft der Pollenkörner eindeutig bestimmt werden, wie in Zeile #1 wo wir den wissenschaftlichen Namen der Vogelkirsche, Prunus avium lesen. In #2 hingegen finden wir die Pollen von Apfel, Birne und Weißdorn – eine genauere Unterscheidung dieser Pollen ist lichtmikroskopisch nicht möglich. In #4, 7, 11, 13 (oder allen mit „sp.“ gekennzeichneten Sorten) finden wir Hinweise auf Gattungsebene, nämlich Ahorn, Weide, Eiche, Birke, aber nicht auf die genaue Art (etwa Bergahorn oder Spitzahorn). Manche Pollen lassen sich gar nur auf Ebene der Pflanzenfamilie bestimmen, wie etwa #10 & 50 (Berberitzengewächse & Kürbisgewächse). In #3, 19, 20 & 25 finden wir Pollenkörner, deren Ursprungspflanze noch nicht zugeordnet ist. Als Referenz dient unseren Experten hier die PONET Datenbank. In dieser kann mit dem Pollencode (etwa 443321 für #19) nach möglichen Herkunftspflanzen gesucht werden.
Saisonverlauf: Anfang April haben unsere Bienen hauptsächlich Vogelkirsche (#1) aber auch Kernobstgewächse (#2 Apfel, Birne, Weißdorn) gesammelt, Ende April waren es die Kernobstgewächse gefolgt vom Ahorn (#3). Hasel haben wir keine gefunden, da die Blüte in Graz schon vorbei war! Die Rosskastanie (#12) finden wir im April noch selten, bei der Probenahme im Mai allerdings sehr häufig, gemeinsam mit (noch immer) Ahorn, einer Spiere (#23) und Tulpenbaum (#24) vom nahen Stadtpark. Anfang Juni beginnt dann die Pollentracht der Edelkastanie (#35) gemeinsam mit Wald-Geißbart und immerhin 14,7% unbekannten Pollenarten (#3). Ende des Monats macht die Edelkastanie dann sogar 90% aus – aber Achtung, die Pollenkörner der Edelkastanie sind sehr klein, daher enthält ein eingetragenes Höschen überproportional viele, was bei der Abschätzung der Anzahl der Flüge oder der aufgenommenen Nahrung zu berücksichtigen ist. Im Juli gibts Weißklee (#34), Hortensien (#46) und wilden Wein (#47). Im August sind es vor allem die unterschiedlichen Wegeriche (#40) und Rot-Klee (#45) die unseren Bienen Pollen spenden, Anfang des Monats auch noch der Hahnenfuß (#15) und Begonien aus Gärten (#49). Ende August kommen nicht näher spezifierte Korbblütler (#43) dazu. Im September schließlich ist der Efeu (#52) eindeutig wichtigster Pollenlieferant.
Das hier dargestellte Beispiel ist natürlich stark von Habitat (hier: Stadt) und Klima geprägt. Es ist anzunehmen, dass höhergelegene, im Norden oder Westen gelegene, oder im Wald oder landwirtschaftlichen Kulturen sammelnde Bienenvölker sich vom hier dargestellten Ergebnis unterscheiden – genau darum gehts in dieser Studie! Um endgültige Aussagen über die erhältliche Pollenvielfalt zu treffen, müssen wir diese Unterschiedlichen Standorte vergleichen, am besten mit berechneten Biodiversitätsindices. An einer Zusammenfassung der Ergebnisse für Österreich wird gearbeitet! Diese Untersuchung wird von Zukunft Biene finanziert.
Nachfolgeartikel: Speisekarte 2015