Bee World – Ausgewählte Artikel 2018

Die im Jahr 1919 gegründete Zeitschrift Bee World publiziert wissenschaftliche Artikel in Englischer Sprache, die ein breites Themenfeld umspannen und häufig von Interesse für die Imkerei sind. Es wird in den Artikeln Wert auf allgemeine Verständlichkeit gelegt und versucht wissenschaftlichen Jargon zu vermeiden. Hier werden einige ausgewählte und frei zugängliche Artikel näher vorgestellt und verlinkt.

Seit Anfang 2018 darf ich als Herausgeber von Bee World die Zeitschrift maßgeblich gestalten, und möchte daher einige interessante und frei zugängliche Artikel hier besonders hervorheben. Bee World wird in vier Ausgaben pro Jahr von der International Bee Research Association beim Verlagshaus Taylor & Francis herausgegeben.

Ausgabe 95.4 widmet sich in sechs Originalbeiträgen und einem Review-Artikel Bienen, Imkerei und Bestäubung in verschiedenen Ländern. So wird zum Beispiel für Ägypten dem steigenden Bedarf von Bestäubern durch vermehrten Anbau bestäubungsabhängiger Kulturen die sinkende Zahl von Bienenvölken gegenübergestellt. In einem weiteren Artikel wird der zu erwirtschaftende Mehrertrag von Apfelkulturen in Äthiopien durch Bienenbestäubung untersucht. In einem Review Artikel erfahren wir mehr über die Bestäubung und nachhaltige Landwirtschaft auf Hawai. Zudem gibt es Berichte über Inseln im Indischen Ozean, auf denen noch keine Varroa-Milben vorkommen, sowie einen Artikel über die neu gegründete Süd-Amerikanische Forschervereinigung „SOLATINA“.

Ausgabe 95.3 widmet sich in mehreren Artikeln dem Thema „Pollen“. In einem frei zugänglichem Artikel (Link folgt bei erscheinen), diskutieren wir, was die Hintergründe für „multiflorale“ Pollenhöschen sein könnten. Das sind, selten vorkommende Pollenhöschen, die zu nennenswerten Mengen aus dem Pollen von mehr als einer Pflanzenart gebildet werden. Das bedeutet also, dass die Pollensammlerin bei einem Sammelflug mehr als eine Pflanzenart besucht – ein Widerspruch zur oft gerühmten Pflanzenstetigkeit der Honigbiene, wenn auch nur in seltenen Fällen. Einige dieser raren Pollenhöschen wurden Pollenanalytisch untersucht, und es zeigt sich, dass es sich dabei keinesfalls um nah verwandte Arten handelt. Die Bienen sammeln also nicht „aus Versehen“ an unterschiedlichen, aber sehr nahe verwandten Pflanzen, sondern aus anderen, noch unerforschten Gründen. Diese Pollenhöschen, die man an ihrer Zweifarbigkeit erkennen kann, wurden in Österreich im Rahmen der Citizen Science Untersuchung C.S.I. Pollen gefunden. Auch das Titelbild dieser Ausgabe stammt aus Österreich, nämlich von einem Untersuchungsteilnehmer aus Kärnten (hier gibt es weitere Fotos).

Wie inspiziert man Völker richtig, um den Kleinen Beutenkäfer zu entdecken? Trotz aller ausgefeilter Fallentechniken, stellt die visuelle Inspektion noch immer eine der wichtigsten Diagnosen dar. In ihrem Artikel „How to Catch a Small Beetle: Top Tips for Visually Screening Honey Bee Colonies for Small Hive Beetles“ zeigen Bram Cornelissen und Peter Neumann, Leiter und Vize-Leiter der COLOSS task force zum Kleinen Beutenkäfer, wie man bei Völkerinspektionen den Käfer am effizientesten findet. Der Artikel beinhaltet auch drei Videos, die zeigen wie rasch sich der Käfer im Volk fortbewegt und welche Auswirkungen seine Larven auf das Volk haben können!

Ausgabe 95.2 widmet sich mit zwei Artikeln dem Schwerpunkt „Natürliche Varroatoleranz“.

Eine (Varroa-)Bekämpfungsfreie Bienenhaltung wird häufig diskutiert, aber wie kann diese Aussehen, und welche möglichen Wege gibt es dazu? Dies diskutieren Tjeerd Blacquière (Wageningen, Niederlande) & Delphine Panziera (Halle an der Saale, Deutschland) in ihrem Artikel. Da wären zunächst einmal gezielte Zuchtprogramme zu nennen, oder die in diesem Artikel speziell diskutierte Varroatoleranz durch natürliche Auslese. Sie illustrieren anhand zahlreicher Beispiele, etwa den von Tom Seeley im Arnot-Forest untersuchten Bienen oder dem Gotland Projekt, wie die natürliche Selektion dazu genutzt werden könnte, Varroaresistente oder -tolerante Bienenvölker zu schaffen. Sie diskutieren dabei auch den Unterschied zwischen Toleranz und Resistenz und erläutern einige Grundlagen von evolutionären Mechanismen zwischen Wirt und Parasit. Der Weg den Sie beschreiben ist vor allem für die Wissenschaft interessant, und wohl keine Aufforderung die Bekämpfungsmaßnahmen unüberlegt abzusetzen.

John McMullan, ein mittlerweile pensionierter Wissenschafter des Trinity College in Dublin, Irland, hält Bienenvölker, die er seit sieben Jahren nicht mehr gegen die Varroamilbe behandelt hat. Seit 2003 die Milbe erstmals in den Völkern seiner Gegend aufgetaucht sind, hat sich nach anfänglich hohen Verlusten und einer vorwiegend mit Thymol durchgeführten Bekämpfung, ab etwa 2010 eine Population von Bienen herausgebildet, die einige potente Abwehrmechanismen gegen die Milbe zu besitzen scheint. In seinem Artikel erklärt er die besonderen Umstände, die zu dieser Entwicklung geführt haben könnten, unter anderem eine geringe Bienendichte und die Nachschaffung von Völkern aus der immer gleichen Population.  Dieses Beispiel ergänzt also die bekannten Fälle von varroaresistenten Bienenvölkern, und es bleibt abzuwarten, wie sich diese weiterentwickeln oder zur Zucht breiter Populationen beitragen können.

Titelbild von Bee World, Ausgabe 95.1 (2018) zeigt eine in Südkorea sammelnde Honigbiene

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